Der unterschiedliche Gottesbegriff in Buddhismus und Christentum

Das Christentum lehrt und kennt einen Gott, der sich historisch in die Welt offenbart hat. Jesus Christus ist keine Offenbarungsgestalt wie Buddha, sondern Gott selbst. Jesus Christus ist ein Mensch, der Gott ist, und nicht einer, der Gott oder das Göttliche in besonderer Weise erfahren hat, wie Buddha.

Buddha verweist von sich weg. Es kommt nicht auf seine Person an, einzig auf dem von ihm gezeigten Weg. Findet jemand diesen Weg, kann er Buddha vergessen. Bei Jesus kommt es auf seine Person, auf ihn selber an. Er selbst ist der Weg, es gibt keinen von ihm unabhängigen. Jesus verkündigt sich zuerst selbst, nicht seine Lehre. Doch das Ich von Jesus, Gottes Sohn, bedeutet eine Verwiesenheit auf das Du des Vaters. Dessen Ich, das Jesus dem Menschen anbietet, nimmt diesen ganz in die Dynamik der Sendung des Gottessohnes hinein.

Der Begriff der Person, von „per-sonare“, durchtönen, ist ein entscheidendes Glied im Christentum. Gott ist dort Person, persönlich ansprechbar, hörbar, ein Du, auf das der Mensch sich hin ordnen kann. Gott hat einen Namen, den er selbst offenbart hat. Dieser Name ist von Menschen zu ehren, nicht für menschliche Interessen zu vereinnahmen. Die Wirklichkeit Gottes ist weitaus größer als eine Idee über Gott, in der er „etwas“ ist, Energie, ein Nichts, aus dem etwas entsteht.

Die Unpersönlichkeit Gottes im Buddhismus, als das reine Nicht im Verhältnis zu allem, was uns wirklich erscheint, da kann es keine positive Weltbeziehung Gottes geben. Dann ist die Welt als Quelle des Leidens zu überwinden, aber nicht mehr zu gestalten. Es geht im Buddhismus um Wege der Weltüberwindung, der Befreiung von der Last ihres Scheins. Es gibt keine Maßstäbe, wie der Mensch in der Welt leben könnte, keine Formen gemeinschaftlicher Verantwortung. Als Lösung wird die Befreiung von seiner Person, der Individualität angeboten, von der Täuschung über sich selbst. Doch ohne die Einzigkeit der Person gibt es auch keine unantastbare Würde.  

 Im Christentum ist Gott kein Nicht, sondern Licht. Es leitet, erstrahlt, und kann vom Menschen erkannt werden, weil beide Person. Die Begegnung mit dem persönlichen Gott schafft einen christlichen Glauben, der die menschliche Person definiert: Als Geschenk Gottes in seiner Menschenwürde unantastbar, nicht von der scheinbaren Last der Welt erdrückt und gerufen sich davon selbst zu befreien, sondern in die Freiheit gesetzt, die Last zu tragen und sie mittragen zu lassen von Gott.

Von asiatischen Religionen erfahren Christen wieder die mystische Dimension des Gottesbegriffs. Und in dem im Christentum Gott konkret Mensch geworden ist in Jesus Christus, ist hier auch sein Geheimnis größer geworden. Gott ist stets unendlich größer als alle menschlichen Namen, Bilder und Begriffe. Seine Dreieinigkeit bedeutet nicht, dass wir nun alles über ihn wissen, sondern wie wenig wir wissen, was wir begreifen und umgreifen könnten.

Das Nicht der Idee Gottes im Buddhismus steht dem Sein der Person Gottes im Christentum gegenüber oder vielmehr: blendet Gottes Herrlichkeit dort den Menschen, so dass er nichts mehr sehen kann, erleuchtet sie ihn im Christentum, damit er erkennen kann. Gott ist dort der Logos. Vernunft, Sinn, aber auch das Wort, das Beziehung ist und schöpferisch. Der Logos verbürgt für die Vernünftigkeit der Welt, des Seins, eine Gottgemäßheit der Vernunft und eine Vernunftgemäßheit Gottes, die aber die menschliche so weit überschreitet, dass sie uns oft Dunkel erscheint.

Durch diese Vernunft ist die Welt nicht nur Schein, den wir hinter uns lassen müssen. Sie ist kein unendlich sich drehendes Rad des Leidens, dem man versuchen muss, zu entrinnen. Die Welt im Christentum ist positiv, trotz all dem Bösen und des Leids gut. Und es ist gut in ihr zu leben. Dies hat immensen Einfluss auf dem Ethos, den menschliche Existenz bestimmt. Wenn die Welt und der Mensch nicht aus einer schöpferischen Vernunft kommen würde, die ihr Maß in sich trägt und menschliche Existenz mitträgt, dann wären nur noch Verkehrsregeln menschlichen Verhaltens geboten. In einem flachen Moralismus wären sie nur nach ihrem Nutzwert zu entwerfen und zu begründen.

Ein Gott, dem man unterstellt, dass er nicht wirken kann, ist nicht Gott. Es wäre dann auch kein Nicht, keine Energie, keine Idee. Die Nähe Gottes im Menschsein im Christentum lässt jedoch die Möglichkeiten der Wirkungen explodieren, birgt aber ebenso die Gefahr der Reduzierung göttlicher Möglichkeiten auf menschliche. Die Gottessohnschaft Jesu hilft dabei den Maßstab, die Balance zu erkennen: Als Mensch nimmt er vorweg, an der Gegenwart Gottes teilhaben zu können, als Gott bricht er auf zu den menschlichen Begrenztheiten, um sie zu überwinden durch seine Gnade.

Der Buddhismus ist Meister darin, die Diagnose für das Leid zu stellen. Er setzt die Vernunft ein, die Unvernünftigkeit des Scheins zu erkennen. Es ist ein Weg der Vermeidung. Als Christ ist der Weg nicht Vermeidung, sondern Erlösung. Im Christentum lernen wird den Arzt kennen, der das Leid bekämpft und davon erlösen kann. Der Weg selbst ist die Erlösung, denn er selbst ist Gott. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern Ziel und Weg sind gleichbedeutend, eine Bewegung in Sicherheit, die nicht allein begangen werden muss. Diese Bewegung ist folgende: es ist der persönliche Gott, der zum Menschen aufbricht und nicht der Mensch, der sich zerbrechen muss. Die Vernunft ist das Maß, nicht das zu vermeidende Mittel.              

S.D.G.

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